Das S-Klassen-Tanzpaar Krystian und Barbara Wrobel von der TSG Nordhorn belegte im Mai einen überragenden neunten Platz beim Blackpool Dance Festival. Im Oktober steht das nächste Highlight für die Bentheimer an – der Start bei der WM in Bilbao.
Synchron und mit Leidenschaft: Krystian und Barbara Wrobel tanzen auch mit über 50 noch bei namhaften Turnieren für die TSG Nordhorn. Foto: privat
Von Lars Völkerink
Bad Bentheim. Es klingt schon etwas skurril, wenn Krystian und Barbara Wrobel erzählen, wie sie im Jahr 1994 zum Tanzsport gekommen sind. „Ich war auf Feiern eher der Thekenmensch, alle Männer tanzten immer mit meiner Frau. Da habe ich mir gedacht, dass es so nicht weiter gehen kann, und habe ihr als Überraschung einen Tanzkursus für Anfänger bei der Tanzschule Jobmann geschenkt“, erzählt Krystian Wrobel. Den Beiden gefiel der Anfängerkursus so gut, dass sie beim Tanzen geblieben sind. Die gebürtigen Polen tanzten daraufhin bei Breitensportturnieren und fielen positiv auf. „Die Ergebnisse waren überraschend gut, wir waren sehr erfolgreich“, erzählt der 56-Jährige, der erst mit Anfang 30 den Weg zum Tanzsport fand. Der logische Schritt für das Ehepaar war der Start bei D-Klassen-Turnieren im Jahr 2010. Auf das erste Turnier, die „DanceComp“ in Wuppertal, folgten etwa zehn Turnierteilnahmen jährlich. Die beiden stiegen daraufhin schnell in die C- und B-Klasse auf. Einen Anteil daran, hatte auch der ehemalige Tanzweltmeister Michael Malitowski, der den beiden Privatstunden gab. „Ich dachte, ich versuche mal mein Glück, und schreibe Herrn Malitowski, ob er nicht einem Anfängerpaar etwas Nachhilfe geben wolle“, sagt Krystian Wrobel, der von der positiven Rückmeldung des Polen überrascht war. „Er wollte sich mit uns treffen und gab uns Privatstunden in Amsterdam. Der Kontakt zu ihm besteht bis heute“, fügt seine Frau an.
Die beiden Bentheimer, die mittlerweile nur noch Lateintänze tanzen, fahren seit der B-Klasse jedes zweite Wochenende nach Köln, um vier Stunden mit ihren Trainern Sofia Bogdanowa und Martin Schulz zu trainieren. Die restliche Zeit trainieren sie ohne Trainer in Bad Bentheim, jedoch nur jede zweite Woche zusammen. „Aus beruflichen und zeitlichen Gründen ist es uns nicht möglich, jede Woche zusammen zu trainieren. Wir üben dann alleine die Techniken“, erzählt die 53-jährige Krankenschwester. Trotzdem trainieren die Beiden fast jeden Tag. „Vielleicht nehmen wir uns mal einen Sonntag frei, vor Turnieren trainieren wir jedoch täglich“, erzählt Barbara Wrobel vom Trainingsumfang des Tanzpaares.
Nach einem erfolgreichen Auftritt beim „Blauen Band der Spree“ in Berlin im vergangenen April sind die Beiden in die höchste deutsche Tanzsportklasse, die S-Klasse, aufgestiegen. Das Paar tanzt in der Senioren III Startgruppe, in der Paare über 50 antreten. Der diesjährige neunte Platz in Blackpool war das bisher tollste Erlebnis der gebürtigen Polen, die nun im Oktober in Bilbao bei der Weltmeisterschaft angreifen wollen. „Ein Platz im Halbfinale wäre schon schön, aber es wird natürlich schwer“, bleibt die 53-Jährige realistisch. Trotzdem freuen sich Krystian und Barbara Wrobel, die 1989 aus Polen nach Bentheim gezogen sind, gegen Paare aus der ganzen Welt zu tanzen.
Trotz der vielen Highlights und der Liebe zum Tanzsport, ist dem Ehepaar der große Aufwand bewusst, den die beiden für das Tanzen betreiben müssen. „Wir kümmern uns selbst um alle Flüge und Hotelaufenthalte. Das alles noch neben dem Training zu organisieren, ist schon viel Aufwand“, gibt der 56-jährige zu, der mittlerweile Probleme mit seinem Knie hat. „Unser Ziel ist es, im kommenden Mai noch mal in Blackpool, beim „Wimbledon des Tanzsports“ zu tanzen. Danach müssen wir gucken, inwiefern die Knochen das harte Training noch mitmachen“, fügt der 56-Jährige an.
Nichtsdestotrotz gehen die Bentheimer jedes Turnier mit viel Leidenschaft an. Der Tanzsport ist zu ihrem Leben geworden. Beeindruckend vor allem, wenn man bedenkt, dass alles vor 24 Jahren mit einem einfachen Tanzkursus begonnnen hat.